Chronik der Feuerwehr Häger


Die ersten Jahre
In Zeiten, in denen ein offenes Feuer unter dem Kochtopf und offenes Licht in Form von Kerzen in jedem Haushalt brannten, war die Feuergefahr eher größer als heute. Der Beginn des Löschwesens ist kaum zu datieren, denn es gab schon lange vor der Feuerwehr eine sogenannte „Brandwehr“ in Häger: Jeder Bauer und jeder Bürger musste Löscheimer und Feuerhaken bereithalten. Vermutlich wird nicht immer eine schnellstmöglich gebildete Eimerkette verhindert haben, dass ein Haus in Schutt und Asche fiel.

Große Stadtbrände, bei denen ganze Straßenzüge binnen weniger Stunden vernichtet wurden, zeigten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dass Feuerhaken und Löscheimer in zunehmend enger Bebauung nicht mehr die richten Mittel waren. In unserer Region war der große Brand von Neuenkirchen am 18. Mai 1883 bestimmt ein besonderer Auslöser, Feuerwehren im heutigen Sinne ins Leben zu rufen.

Die Geburt der „Bleeker Feuerwehr“ wie sie damals hieß war 1883 sich kein leichtes Unterfangen: Die Mannschaft um den ersten Hauptmann Friedrich Gießelmann und seinen Stellvertreter August Möller mussten zuerst all die „kleinen“ Dinge einer funktionierenden Feuerwehr organisieren. Das galt für die Alarmierung über die Beschaffung von Gerät bis hin zu einem Dienstplan und Übungen.

Viel Zeit blieb nicht: Bereits am 18. März 1884 wurde auch die Feuerwehr Häger zu einem Großbrand gerufen. Amtmann Mensing notierte danach: „Bei der hierselbst stattgefundenen Feuersbrunst, durch welche 3 Wohngebäude trotz aller Anstrengungen in Asche gelegt wurden, ist es besonders der Feuerwehr der Bauernschaft Blecke im hiesigen Amtsbezirk gelungen, das bei Ihnen versicherte Gebäude des Uhrmachers Aufderheyde zu retten. Wäre die Bleeker Feuerwehr, 25 Mann stark und mit einer tüchtigen Spritze versehen, nur 15 Minuten später angelangt, so würde auch das Aufderheydesche
Wohnhaus nicht zu retten gewesen.“ So viel Lob tat der jungen Wehr sicher gut. Weniger in guter Erinnerung dürfte ein weiterer Einsatz nicht einmal vier Jahre nach der Gründung geblieben sein: Am 18. Februar 1887 brannte das Wohnhaus des Kolon Sahrhage zu Häger nieder. Bei diesem Einsatz wurden drei Feuerwehrleute verletzt.

 

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts

Im Jahre 1898 wurde August Möller zum ersten Hauptmann gewählt, sein Stellvertreter wurde Alfred Hunger. Zur damaligen Zeit wurden Brände mit Handruckspritze, Löscheimer, Einreißhaken und vor allem Muskelkraft bekämpft. Leiterwagen wurden von Pferden gezogen. Es war auch üblich, dass die Nachbarn im Brandfall selbstverständlich zur Hilfe eilten. Der von den Mitgliedern zu zahlende Beitrag betrug 20 Pfennig im Monat.

Die Anschaffung einer pressluftbetriebenen Sirene stellte eine Neuerung der Alarmierung dar. Als Brandmeldestelle fungierte über viele Jahre die Gaststätte Maßmann an der Schröttinghauser Straße. Die dort auf dem Dach montierte Sirene wurde auch von der Gastwirtsfamilie bedient.

Am 02. und 3. September 1933 feierte das ganze Dorf nach einer Übung auf dem Hof Gießelmann das 50-jährige Jubiläum in den Zelten beim Gastwirt Maßmann. Mit dem damaligen Regierungswechsel endete auch die 35-jährige Amtszeit von August Möller. Ein Jahr lang führten Heinrich Uphaus und Peter Grafahrend die Feuerwehr, bis 1934 der Müllermeister August Gehring die Leitung der Wehr übernahm. Im Rahmen des Krieges wurden auch Mitglieder der Wehr Häger zum Militärdienst einberufen. Zudem musste sich die Wehr an den in dieser Zeit zu bildenden überregionalen Fehrwehrbereitschaften beteiligen. Diese Bereitschaft sollten insbesondere die Brände der Luftangriffe bekämpfen. Zu überörtlichen Einsätzen dieser Art kam es für die Feuerwehr Häger jedoch nicht.

In den letzten Kriegsjahren leisteten die ersten Frauen ihren Einsatzdienst in der Feuerwehr und verstärkten damit die kriegsbedingt ausgedünnte Mannschaft. Aus dieser Zeit ist uns leider nur der Name von Else Schwanhold bekannt.

 

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts

1948 betrug die Stärke der Wehr 27 Mitglieder, der Mitgliedsbeitrag pro Jahr 6,00 Mark. Mit dem Erreichen der Altersgrenze von 65 Jahren schied August Gehring 1952 aus dem aktiven Dienst aus. Bis 1953 leitete dann Gastwirt Fritz Maßmann kommissarisch die Wehr.

1953 wird Hermann Möller, Sohn des ehemaligen Wehrführers August Möller, zum neuen Wehrführer gewählt. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg fällt die Anschaffung eines Tragkraftspritzenanhängers mit der ersten Motorspritze. Im Einsatz oder bei Übungen wurde der Anhänger hinter den nächstbesten Traktor oder eines der damals wenigen Autos gespannt.

Das erste Einsatzfahrzeug wurde 1956 in Dienst gestellt. Das neue Löschgruppenfahrzeug Opel Blitz mit Tragkraftspritzenanhänger LF-8 TSA erforderte sicherlich viele zusätzliche Übungsstunden, um sich mit der neuen Technik vertraut zu machen.

1969 wurde Hermann Möller aus Altersgründen aus seinem Amt verabschiedet. Sein Nachfolger Alfred Engling musste aus beruflichen Gründen bereits drei Jahre später sein Amt niederlegen. Sein Stellvertreter Fritz Gießelmann übernahm kommissarisch die Wehrführung. Im Rahmen der kommunalen Gebietsreform zum 1. Januar 1973 wurde die selbstständigen Gemeinden des Amtes Werther zur Stadt
Werther zusammengefasst. Die zuvor selbständigen Wehren Häger, Langenheide und Werther wurden zu Löschzügen der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Werther (Westf.). Wehrführer wurden zu Löschzugführern, die Standorte in den Ortsteilen wurden beibehalten. Als erster Wehrführer dieser drei Löschzüge wurde Paul Rosendahl, als sein Stellvertreter Otto Lohöfener ernannt.

1973 übernahm Martin Schebaum die Leitung des Löschzuges Häger, sein Stellvertreter wurde Fritz Gießelmann. Der Löschzug zählte zu diesem Zeitpunkt 23 Kameraden im aktiven Dienst. Der Löschzug Häger zählte zu diesem Zeitpunkt 23 Kameraden im aktiven Dienst. 1975 erhielt der Löschzug ein Tanklöschfahrzeug: Das TLF 16, Baujahr 1954, verfügte über einen Wassertank mit einem Volumen von 1.600 Litern und versetzte uns in die Lage, auch abseits der Wasserleitungen sofort die Brandbekämpfung aufzunehmen. Da beide Fahrzeuge nicht auf dem Hof Gießelmann untergestellt werden konnten und die schon andauernde Frage „Gerätehaus“ immer noch nicht geklärt war, wurde beim Busunternehmer Kreft eine Garage angemietet. 1979 war es soweit: Die Kameraden nahmen Abschied von ihrem treuen Begleiter der zurückliegenden 23 Jahre. Der Opel Blitz wurde ersetzt durch ein LF/8, Baujahr 1964.

1980 wurde Hägers Löschzugführer Martin Schebaum nach Anhörung der Gesamtwehr zum stellvertretenden Wehrführer ernannt. Im gleichen Jahr schied der bis dato stellvertretende Löschzugführer Fritz Gießelmann mit Erreichen der Altersgrenze aus dem aktiven Dienst aus, so dass am 5. Januar 1980 Ewald Fischer nach Anhörung des Löschzuges vom Stadtbrandmeister Paul Rosendahl zum stellvertretenden Löschzugführer ernannt wurde.

Nach jahrelangem Ringen, Bemühen und vielen Diskussionen wurde endlich im Jahr 1982 mit dem Bau eines Feuerwehrgerätehauses in Häger begonnen. Nach dem Baubeginn am 6 Oktober wurde am 22. Oktober der Grundstein gelegt – und schon 4 Wochen später Richtfest gefeiert. Am 29. April 1983 wurde das Gerätehaus nach nur sieben Monaten Bauzeit im Rahmen einer Feierstunde dem Löschzug übergeben und feierlich eingeweiht. Das TLF 16 vom Hof Gießelmann und das LF/8 aus der Garage beim Busunternehmer Kreft fanden ihr neues Zuhause. Dieses Gerätehaus wurde weitestgehend in Eigenleistung errichtet. Neben Beruf, Familie und Feuerwehrdienst – das verlangt auch heute immer noch Respekt.

Am 3. und 4 September 1983 feiert der Löschzug Häger sein 100-jähriges Jubiläum im großen Festzelt am Vereins- und Bürgerhaus. 1984 war ein Jahr der Fahrzeuge. Beide vorhandenen, das TLF mit insgesamt 30 Dienstjahren und das LF/8 mit 20 Dienstjahren wurden ausgemustert. Als Novum in der Feuerwehr wurde ein von der Polizei ausgemusterter Wasserwerfer, Baujahr 1972, dem Löschzug zur Verfügung gestellt. In vielen Stunden Eigenleistung wurde das Fahrzeug im Rahmen der Möglichkeiten umgebaut. Zum Schluß stand ein „TLF“ mit 5.000 Litern Tankvolumen und Monitor im Gerätehaus.

Im gleichen Jahr wurde im Rahmen des Zivilschutzes ein neues LF/16-TS im Löschzug Häger stationiert. Neben der Nutzung für den Feuerwehreinsatz gingen die Kameraden die Verpflichtung ein, im Bedarfsfall mit dem Fahrzeug und 9 Mann Besatzung zu überörtlichen Katastrophenfällen auszurücken sowie an Übungen des Katastrophenschutzes teilzunehmen. 1986 wurde die ersten drei Meldeempfänger für die stille Alarmierung sowie die neuen Einsatzanzüge „Modell NRW“ für den Löschzug Häger angeschafft.

Am 6. April 1989 wurde der Hägeraner Martin Schebaum zum neuen Wehrführer der Stadt Werther ernannt und musste damit sein Amt als Löschzugführer niederlegen. Auf Votum des Löschzuges wurden Karl-Heinz Mauth zum Löschzugführer und Volker Bartling zu seinem Stellvertreter ernannt.

Im September 1993 wird im Löschzug Häger ein Maschaftstransportwagen (MTW) Typ VW Bulli stationiert. Dieses Fahrzeug steht neben der Nutzung im Löschzug auch der Jugendfeuerwehr zur Verfügung.

 

Das neue Jahrtausend

Zum Jahrtausendwechsel hat die Menschheit weltweit Angst vor dem Millenium-Schock. Auch der Löschzug Häger feiert wie viele Feuerwehren aufgrund landesweiter Anordnung die Silvesternacht im Gerätehaus Häger. Der Millenium-Schock bleibt aus.

2002 geht die Zeit des Hägeraner Wasserwerfers zu Ende, der Löschzug erhält ein neues LF/8, Mercedes-Benz mit 800 Litern Wassertank. Am 16.12.2002 gründen 17 aktive Feuerwehrleute einen Förderverein mit dem Ziel, Menschen aus Häger und Umgebung als Mitglieder zu gewinnen, um den Löschzug finanziell zu unterstützen und damit die technische Ausstattung weiter zu verbessern.

Im darauffolgenden Jahr ist erneut Grund zur Freude: Die Baugenehmigung für den dringend benötigten Schulungsraum ist da. Baubeginn ist am 16.08.2003, bereits am 11. Oktober 2003 wurde Richtfest gefeiert und am 23. April 2004 war Einweihung. Vorbei sind nun die Zeiten, dass Schulungen und Dienste direkt in der mitunter kalten Fahrzeughalle abgehalten werden müssen. Neben dem modernen Schulungsraum mit Präsentationstechnik verfügt der Löschzug nun auch über einen separaten Umkleideraum, in dem die Einsatzkleidung warm und trocken aufbewahrt wird. Wie schon 20 Jahre zuvor mussten die Wehrmänner allerdings selbst bauen. Die Stadt trug nur die Materialkosten.

Im Januar 2007 beginnt mit Stefanie Göhner die erste Feuerwehrfrau seit den Kriegszeiten ihren aktiven Diens
t.Im September 2008 wird 125-jähriges Jubiläum mit einem großen 2-tägigen Fest rund um das Bürgerhaus gefeiert, mit einem Gottesdienst, Festumzug durch das Dorf und Live-Band im Festzelt.

2009 endet die aktive Feuerwehrdienstzeit von Karl-Heinz Mauth. Sein Nachfolger als Löschzugführer wird Ralf Gehring. Karl-Heinz Mauth wird zum Ehrenlöschzugführer ernannt. Im Jahr 2016 steht ein Wechsel beim stellvertretenden Löschzugführer an: Volker Bartling wechselt aufgrund der erreichten Altersgrenze in die Ehrenabteilung, sein Nachfolger wird Marcel Sussiek.

2019 wird das LF 16/TS (Magirus) altersbedingt ausgemustert. Der Löschzug Häger übernimmt ein quasi baugleiches Fahrzeug vom Löschzug Langenheide, da dort von der Stadt Werther ein neues Fahrzeug angeschafft worden ist.

Anfang 2020 wird dieses Fahrzeug vom Bund dann auch durch ein modernes LF20KatS ersetzt.